Unsere Liebsten: Die Favorites der Redaktion 2024
In unserer Reihe „Unsere Liebsten“ findet ihr hier die Film-Favorites 2024 der FILMLÖWIN-Redaktion – wie immer in unbestimmter Reihenfolge:
LOVE LIES BLEEDING von Rose Glass
„Obwohl es in Love Lies Bleeding zuhauf Blicke des Begehrens gibt, die sich auf weibliche Figuren richten, allen voran Jackie, vermeiden Rose Glass und ihr Kameramann eine Objektifizierung, verzichten beispielsweise auf die Kamerafahrten über weibliche Körper. Jackie ist zwar Objekt von Lous sexueller Begierde, doch sind es vor allem ihre Muskeln, die Glass in den Fokus stellt, ihre physische und mentale Stärke. Glass gelingt es, Begehren für eine Figur zu illustrieren, ohne sie zu verdinglichen, ohne sie der blickenden Figur und dem blickenden Publikum unterzuordnen.“
Zur Filmkritik zu Love Lies Bleeding.
ELLBOGEN von Aslı Özarslan ___STEADY_PAYWALL___
„Ellbogen macht anhand der Hauptfigur die Omnipräsenz von Alltagsrassismus in Deutschland ebenso spürbar wie seine Konsequenzen. Letztlich ist auch Hazals Bildungskarriere, ohne dass hierfür Schuldige gesucht würden, von dieser Lebenserfahrung geprägt. Welche Chancen hat Hazal in der deutschen Gesellschaft? Und was muss sie dafür an Mehrarbeit leisten? Dass sich Ellbogen in dieser Erzählung nicht in einem Opfer-Narrativ verrennt, ist die große Stärke des Films. Bei allen Umweltfaktoren, die Hazal das Leben erschweren, ist ihr Weg doch stets von ihren eigenen, manchmal fragwürdigen Entscheidungen geleitet.“
Hier geht’s zur Filmkritik.
MY STOLEN PLANET von Farahnaz Sharifi
„Schon als Kind erlebt Farahnaz Sharifi den Alltag im Iran getrennt in ein privates und ein öffentliches Leben, die so weit voneinander entfernt liegen, wie zwei unterschiedliche Planeten. Auf ihrem Heimatplaneten im Kreis von Familie und Freund*innen kann sie tanzen, singen, lachen und weitestgehend frei von den zahlreichen Einschränkungen und Repressionen des Regimes leben.
Sie entwickelt eine Faszination für private Aufnahmen, die eine Realität des Irans abbilden, welche die Machthaber gewaltsam zu unterdrücken versuchen.“
Die vollständige Kurzkritik lest ihr hier.
THE OUTRUN von Nora Fingscheidt
„Nora Fingscheidt schafft es einmal mehr, mit filmischen Mitteln die Erfahrungswelt ihrer Protagonistin zu veranschaulichen und dem Publikum ein Miterleben zu ermöglichen. Wieder bleibt ihre Heldin dabei Agentin ihres Lebens und mit den Kinozuschauer*innen auf Augenhöhe. Doch im Gegensatz zum rohen Systemsprenger, der in seiner anhaltenden Intensität eine filmische Herausforderung darstellt, schafft The Outrun über das wiederkehrende lyrischen Voice Over kontemplative Momente der Entspannung, eine Pause von der brachialen Wirklichkeit von Ronas Alkoholentzug“
Die vollständige Filmkritik findet ihr hier.
I SAW THE TV GLOW von Jane Schoenbrun
„Es ist unglaublich überwältigend, etwas über sich selbst zu erfahren, das man von der Gesellschaft entfremdet ist, die man sein ganzes Leben lang als sein Zuhause betrachtet hat. Ich hatte diese Idee für einen Film, in dem es um unsere Beziehung zum Bildschirm geht. Es ging um diese Kinder, die eine abgesetzte Fernsehserie nicht loslassen konnten und wie diese Art von unvollendeter Angelegenheit ihnen ein Gefühl der Unwirklichkeit in der realen Welt vermittelte. Ich erkannte, dass dies eine Metapher war, um darüber zu sprechen, dass trans und queere Menschen vor der Transition sozusagen halb in der Welt leben.“
Jane Schoenbrun im Interview.
FANCY DANCE von Erica Tremblay
„Es sind Einblicke in eine Lücke in der Aufarbeitung der Fortführung kolonialer Gewalt, die bis heute klafft. Fancy Dance verhandelt diese schmerzhaften Realitäten, in denen um grundlegende Menschenrechte und Formen von Gerechtigkeit gekämpft werden muss, in denen Menschen unsichtbar gemacht werden und Selbstbestimmung auch immer nicht gern gesehener Widerstand gegen weiße Vorherrschaft ist. Jax und Rokis Reise gestaltet sich so nicht nur als Spurensuche nach Tawi, sondern auch als eine, die Tante wie Nichte durch matrilineare Überlebensstrategien von Tanz bis Trauer zueinander führt.“
Mehr zum Film.
TEACHES OF PEACHES von Philipp Fussenegger und Judy Landkammer
„Teaches of Peaches ist ein Film, der unterhält, mit einer Protagonistin, die beeindruckt. Es ist ein Film, der die große Kinoleinwand mit seinen Bildern ebenso zu füllen versteht wie den Zuschauer*innenraum mit Emotionen. Wer noch nie auf einem Peaches-Konzert gewesen ist, di*er möchte das nun unbedingt nachholen, und wer schon einmal da war… nun, di*er will unbedingt noch einmal hin. Schade, dass sich Peaches ganz am Ende als zufriedene Katzen-Lady outet, deren Bühnenkarriere in der Vergangenheit zu liegen scheint.“
Lest die vollständige Filmkritik hier.
EXILE NEVER ENDS von Bahar Bektaş
„Die Erfahrung politischer Verfolgung in der Türkei, der Flucht nach Europa und rassistischer Übergriffe und Ausgrenzung in Deutschland hat Bahar Bektaş ebenso wie ihre Eltern Yildiz und Mustafa sowie ihre Brüdern Taner und Onur geprägt, wenn auch mit unterschiedlichen Auswirkungen. Exile never ends kommt nicht zu einer eindeutigen Antwort, was in der Familiengeschichte zu ihrer gegenwärtigen Situation geführt hat. Stattdessen zeigt der Film, wie im Austausch über die unterschiedlichen Perspektiven auf die gemeinsame Geschichte Verständnis füreinander entstehen kann.“
Die FILMLÖWIN-Filmkritik findet ihr hier.
PRISCILLA von Sofia Coppola
„Mit Priscilla nimmt sich Sofia Coppola erneut ihres beliebten Themas an: jugendliche Frau, die in ein plüschig-luxuriöses Umfeld gelangt, das ihrem eigenen Willen die Schranken weist. Die Aristokrat*innen und Angebeteten des 20. und 21. Jahrhunderts sind nicht mehr wie Marie Antoinette bei Hofe zu finden, sondern, unter anderem, auf der Konzertbühne. Als Frau des „King“ fällt Priscilla Presley die Aufgabe zu, dessen perfektes Beiwerk hinter der Bühne zu verkörpern, seine Pygmalion-Fantasie widerstandslos wahr werden zu lassen.“
Zur FILMLÖWIN-Filmkritik.
- Unsere Liebsten: Die Favorites der Redaktion 2024 - 18. Dezember 2024
- Wilder Diamant - 12. Dezember 2024
- Verlosung: Kinostartpremiere von DIE GESCHÜTZTEN MÄNNER - 4. Dezember 2024