Berlinale 2025: Hot Milk – Kurzkritik

Die Anthropologiestudentin Sofia (Emma Mackey) begleitet ihre Mutter nach Südspanien. Dort möchte Rose (Fiona Shaw), die aufgrund einer mysteriösen Knochenerkrankung körperlich behindert ist, den Heiler Gomez aufsuchen. Obwohl es gerade dessen ganzheitliche Herangehensweise ist, die Rose neue Hoffnung gibt, fällt es ihr schließlich schwer, sich auf die intimen Gespräche mit dem Alternativmediziner einzulassen. Währenddessen macht Sofia, deren Leben sich bislang vornehmlich um die Pflege ihrer Mutter gedreht hat, die Bekanntschaft mit Ingrid (Vicky Krieps), die ihr ganz eigenes Geheimnis hütet. 

Rose, sitzend mit Sonnenbrille, daneben Sofia, stehend und in die Weite blickend.

© Nikos Nikolopoulos / MUBI

___STEADY_PAYWALL___Unausgesprochenes steht im Zentrum von Hot Milk, dem Regiedebüt der bisherigen Dramatikerin und Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz (She Said). Die Mutter-Tochter-Beziehung von Rose und Sofia ist von passiven Aggressionen geprägt, die sich durch das jahrelange Überspielen des für beide belastenden Abhängigkeitsverhältnis aufgestaut hat. Aber auch Roses Schweigen über ihre familiäre Biographie erschweren die Beziehung. Trotz der physischen Nähe, die sich schon allein aus ihrem Zusammenleben ergibt, herrscht zwischen den Frauen eine große Distanz, die sich unter anderem darin manifestiert, dass Sofia ihre Mutter mit dem Vornamen anredet. Nicht zuletzt steht Sofia zu Rose in einem Co-Abhängigkeitsverhältnis, das ihr die eigene Selbstfindung erschwert. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie sich mit Ingrid in eine (ältere) Frau verliebt, deren Beziehungsaufbau ebenfalls eine co-abhängige Komponente besitzt.

Unausgesprochenes prägt auch die Dramaturgie von Hot Milk: Die Dialoge sind reduziert, deuten immer ein Mehr an Bedeutung an, das zu enthüllen sie dem Publikum auftragen. Auch die Narration lässt kleine Lücken, spielt mit Wiederholungen, Verwirrungen, Bildern und schwer zu dechiffrierenden Andeutungen. Einerseits spiegelt diese Methode der Auslassung das transgenerationale Trauma, das sich als Kern der Erzählung erweist und seine Wirkmacht aus der Verdrängung speist. Doch spätestens am Ende des Films, wirken die Rätsel, die Hot Milk seinem Publikum mitgibt, weniger bedeutungsvoll als prätentiös, eröffnen einen Interpretationsspielraum, der das Publikum zu desorientiert zurücklässt, um aus Sofias Handlungen einen Sinn und dem Film eine Bedeutung zu generieren.  

Sophie Charlotte Rieger
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