Witches – Kurzkritik
Eine Mutter liebt nichts mehr als ihr Kind – immer und bedingungslos. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und auch in Elizabeth Sankeys Dokumentarfilm Witches betonen die interviewten Frauen, dass sie ihre Kinder über alles in der Welt lieben und wie glücklich sie sind, dass es sie gibt.___STEADY_PAYWALL___
Gleichzeitig haben viele dieser Frauen schwere postpartale Depressionen, mit Zwangsvorstellungen, Suizidgedanken und dem Wunsch, ihrem Kind zu schaden, durchlebt. Einige von ihnen litten an einer postpartalen Psychose, haben Dämonen und den Teufel gesehen, sich und den Bezug zu ihrer Umwelt zeitweise komplett verloren.

© MUBI
In Witches sprechen sie offen darüber. Sie berichten von dem Gefühl absoluter Einsamkeit und der Gemeinschaft mit anderen Betroffenen, die später ein zentraler Bestandteil ihres Heilungsprozesses war. Der Film bricht damit ein Tabu, denn auch wenn postpartale Depression inzwischen bekannter ist, wird sie noch als Babyblues immer kleingeredet. Wie ernst, wie traumatisch und schmerzhaft diese Situation ist und dass sie sich nicht mit gutem Zureden oder ein bisschen Sport lösen lässt, scheint selbst medizinischem Personal oft nicht bewusst.
Denn in Witches haben alle Betroffenen die Erfahrung gemacht, dass ihre Situation nicht erkannt wurde. Dabei sind postpartale Depression und Psychose medizinische Notsituationen, die unbehandelt für Mutter und Kind tödlich ausgehen können.

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Witches erzählt mit einer Mischung aus Dokumentarfilm, persönlicher Reflexion und filmischem Essay. Immer wieder zieht Elizabeth Sankey dabei Parallelen zwischen sich und den titelgebenden Hexen. Sequenzen und Bilder aus der Filmgeschichte zeigen Hexen als Gegenteil der zugewandten Mutter und liebenden Ehefrau. Das Bild Hexe, sagt Sankey, ist eine Warnung für Mädchen und Frauen: Benehmt euch und seid hübsch, oder wir werden euch vernichten.
Ab 22. November im Stream auf Mubi
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