Berlinale 2025: Duas vezes João Liberada – Kurzkritik
In der Mitte von Duas vezes João Liberada sagt der Regisseur einer teils angespannten, teils verzweifelten João, die in der gedrehten Szene im See tief versinken muss, um den Tod der von ihr verkörperten Liberada darzustellen, dass ihre Versuche nicht ausreichen. „Es muss clean sein, wie Bresson.“
Seiner Vorstellung zufolge soll Liberadas Leben einer Reihe von leiderfüllten Taten gleichen, die ausschließlich die möglichen Probleme der ersten queeren Figur in Portugal widerspiegeln. Vom Schönen will er nie wissen, es sei denn, es hat etwas mit Bresson oder Schubert zu tun. Das Schlechte ist offensichtlich für alle zu sehen. Dennoch: wie ist die Kritik auszuüben?___STEADY_PAYWALL___

© Fresco Mafalda | Cristiana Cruz Forte, Paula Tomás Marques
Die ausgefeilte Antwort von Regie- und Drehbuchteam Paula Tomás Marques und June João lautet: mit ausgewogenem Temperament und geduldiger Anmut.
Die kaum auszuhaltende Welt erfordert eine Plethora von Repliken. Für vieles ist lauter Kampf und klare Kante gewiss berechtigt, doch der Film von Marques und June João ergänzt diese Perspektive um eine weitere Dimension von Klarheit und Verständnis.
Mehrere Versuche, die Hinterlassenschaft der zahlreichen historischen queeren Figuren aufzugreifen, sind gut gemeint; dennoch bleiben diese Bemühungen bestenfalls unvollständig und schlimmstenfalls schädigend, wenn ihre Erb*innen nicht wesentlich involviert sind.

© Fresco Mafalda | Cristiana Cruz Forte, Paula Tomás Marques
Diese schwer zu überschätzende Lektion mündet allerdings nicht bloß in einem ironischen Kommentar über den Regisseur oder seine Pläne. Seine Idiotie ist leicht zu spüren, sein Größenwahn tarnt sich nur zu gern als cineastische Rationalität. Die Betonung des Films liegt deswegen nicht auf ihm, sondern auf dem Geist Liberadas, der sich zu kommunizieren versucht, und auf João, die ruhig ihre Berichte erzählt.
Jene Ruhe begleitet jeden Moment von Duas vezes João Liberada. Melancholisch und gespenstisch zugleich: Genau diese Ruhe ermöglicht erst die Vollendung des Films im Film. Dadurch kommt eine queere Gemeinschaft zum Ausdruck, die legitimerweise den Geist von Liberada verkörpert.
Endlich.
Duas vezes João Liberada war 2025 als Weltpremiere in der Berlinale-Sektion „Perspectives“ zu sehen.
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