HRFFB 2024: Democracy Noir
Die Demokratie in Ungarn ist beschädigt. Viktor Orbán, Ministerpräsident seit 2010, beschneidet systematisch rechtsstaatliche Prinzipien und Menschenrechte. Die Entwicklungen in Ungarn verleihen der Frage, wie Demokratien zu Autokratien umgestaltet werden können, hohe Aktualität und der Frage nach wirksamen Schutzmechanismen große Dringlichkeit. Beiden geht Connie Field in Democracy Noir nach.

© Ádám Csillag
Die Dokumentation porträtiert drei Frauen, die Widerstand gegen das System Orbán leisten. Tímea Szabó ist Abgeordnete der links-grünen Opposition im ungarischen Parlament. Niko Antal wurde Aktivistin der Demokratieproteste, weil sie als Krankenschwester gravierende Missstände im Gesundheitssystem und in anderen gesellschaftlichen Bereichen wahrnahm. Mit ihrem Aktivismus stellt sie sich gegen die konservativen Überzeugungen ihrer Familie. Babett Oroszi deckt als investigative Journalistin Korruption auf. Orbáns queerfeindliche Politik betrifft sie als Lesbe ganz persönlich. Connie Field folgt ihren Protagonistinnen in ihren Kämpfen und ihrem Alltag, sucht Innenperspektiven auf die ungarische Gesellschaft. Perspektiven, die die konkreten Auswirkungen von Orbáns Politik auf die Bevölkerung verdeutlichen.

© Clarity Films and Real Lava
Einzelne Schritte dieser Politik zeichnet Democracy Noir chronologisch nach: Die Änderung der Verfassung, die Entmachtung des Verfassungsgerichts, die Einschränkung der Pressefreiheit und die Übernahme der Medien, der Entzug von Menschenrechten für Wohnungslose und Migrant*innen, die Umsetzung frauen- und queerfeindlicher Familienpolitik. Mithilfe ihrer Protagonistinnen zeigt Connie Field, wie diese Politikfelder miteinander verbunden sind und wie jeder dieser Schritte zur Beschädigung der Demokratie beiträgt.
Der Angriff auf die Demokratie bleibt auch außerhalb Ungarns nicht unbemerkt. Democracy Noir richtet den Blick auf die Europäische Union und nimmt diese in die Verantwortung. Orbáns Regierung profitierte von EU-Mitteln. Tímea, Niko und Babett hoffen nun auf eine Intervention, die sie in ihrem entschlossenen und unermüdlichen Kampf für ein demokratisches Ungarn unterstützt, bevor Orbán seine Vorstellung eines illiberalen Staates vollends verwirklichen kann.

© Clarity Films and Real Lava
Democracy Noir sendet ein deutliches Warnsignal: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Autoritäre und nationalistische Politiken müssen frühzeitig und konsequent bekämpft werden. Jede für sich beschneidet die Rechte einzelner Menschen oder Personengruppen, in ihrer Summe können sie die Demokratie abschaffen. Je weiter sie wirken, desto schwieriger wird es, sie aufzuhalten. Tímea, Niko und Babett wecken Hoffnung, dass es für Ungarn noch nicht zu spät ist.
Democracy Noir eröffnet am 4. Oktober 2024 das Human Rights Filmfestival in Berlin. Anschließend findet ein Filmgespräch mit Regisseurin Connie Field und Protagonistin Babett Oroszi statt. Weitere Vorführungen sind am 6. und 9. Oktober 2024.
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