Dokumentale’24: Standing Above the Clouds – Kurzkritik
Auf dem höchsten Berg Hawaiis, dem Mauna Kea, ragen bereits 13 Sternwarten in den Himmel, als im Jahr 2010 der Beschluss gefasst wird, eine weitere hinzuzufügen: Das Thirty Meter Telescope (TMT) soll mit seinen Beobachtungen die wissenschaftliche Erforschung von Sternen, Planeten, Dunkle Materie und dem Rest des Universums voranbringen. Unter der indigenen Bevölkerung Hawaiis formiert sich eine Protestbewegung gegen den Bau des TMT: Die kiaʻi (Beschützer*innen) wollen den Mauna Kea als heiligen und kulturellen Ort auch für zukünftige Generationen erhalten und vor weiterer Zerstörung bewahren. ___STEADY_PAYWALL___
In ihrem Dokumentarfilm Standing Above the Clouds verfolgt Regisseurin Jalena Keane-Lee eine Gruppe von Frauen, die generationsübergreifend für die Erhaltung ihrer kulturellen Stätte kämpfen. Sie begleitet Pua Case, Leina‘ala Sleightholm und Mehana Kihoi sowie ihre Töchter bei Blockaden an der Straße zum Berggipfel, bei Zeremonien zur Feier des Mauna Kea und bei Auseinandersetzungen mit Polizei und Politik. Gesänge, Gebete und (körperliches) Durchhaltevermögen prägen alle Formen des Protests.
Neben Aufnahmen der Familien und auch Interviews mit den Frauen der Protestgruppe formt Keane-Lee ihren Dokumentarfilm auch durch Ausschnitte aus TV-Berichterstattung zu den Mauna-Kea-Protesten und Archivmaterial, das an ähnliche Ereignisse, bei denen indigene Gruppen und ihre Orte Platz für Technologie machen sollten, erinnert: Zwangsumsiedlungen, Aushebungen von Gräbern und Eingriffe in Landschaften, um u. a. Truppenübungsplätze des US-Militärs zu bauen, sind keine Einzelfälle.
Standing Above the Clouds wirft zudem ein Schlaglicht auf die Anstrengungen, die hinter dem Kampf zum Erhalt indigener Kulturstätten stecken. 2014, mit dem ersten Spatenstich am Mauna Kea, beginnen die ersten Proteste, doch erst ab 2020, nach einer längeren Phase des Stillstands im Zuge der COVID-Pandemie, kommen alle Pläne zum Bau des TMT auf dem Mauna Kea schließlich zum Halt. Dazwischen liegen sechs Jahre Aufenthalt in Protestcamps, Anwesenheit bei politischen Debatten, Auseinandersetzungen vor Gericht und, wie Szenen der Doku während und nach Beendigung der Proteste zeigen, emotionale Erschöpfung wie auch gesundheitliche Risiken.
Mit Standing Above the Clouds zeigt Keane-Lee wie indigene Communitys über Generationen hinweg gemeinsam für die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen. Der Dokumentarfilm führt dabei das Publikum durch die damit verbundenen Anstrengungen mit langen und geduldigen Aufnahmen der Geschehnisse und offenen Worten der Interviewten. So ist Standing Above the Clouds ein Aktivistinnen-Porträt über Wege zum Erhalt von kulturellem Erbe und emotionalem Zusammenhalt.
Standing Above The Clouds läuft im Wettbewerb der Dokumentale’24 (10.-20. Oktober 2024) als Deutschlandpremiere.
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