Stormskärs Maja – Kurzkritik

Mit dem Historienfilm Stormskärs Maja verfilmt die finnische Regisseurin Tiina Lymi eine Buchreihe der åländischen Schriftstellerin Anni Blomqvist über die titelgebende Maja von Stormskär. Im 19. Jahrhundert wird Maja mit dem Fischer Janne verheiratet und zieht mit ihm vom Festland auf die Insel Stormskär. Dort muss die Kleinstbäuer*innenfamilie den Wandel der Gezeiten, extreme Wetterumschwünge und die Entwicklungen des Krimkrieges miterleben.

Lymi erzählt Majas Leben auf der Insel, das sich über mehrere Jahrzehnte spannt, als historisches Melodrama. Der deutsche Titel Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt lässt dabei erahnen, dass Stormskärs Maja in seinen 168 Minuten Laufzeit von der großen Liebe erzählen will. Und so kommt auch Lymis Film nicht umhin, Majas Lebensgeschichte entlang ihrer Beziehung zu einem Mann, den sie zum Zeitpunkt ihrer Heirat nicht wirklich kennt und dann doch lieben lernt, zu entspinnen. Dennoch versteht Stormskärs Maja in seiner epischen Zeichnung von Romantik Liebe nicht als Form der Selbstaufgabe oder Unterdrückung, sondern als eine Chance für beide Partner*innen die Rollen von Beschützenden und Versorgenden gleichberechtigt zu erforschen.___STEADY_PAYWALL___

© Solar Films

Denn für die jungen Eheleute bedeutet der Aufbruch nach Stormskär auch ein gemeinsames Ausbrechen aus gesellschaftlichen Konventionen, in denen Männer und Frauen nicht gleich sind, und dem durch Religion strikt geregelten Umgang mit Körpern und Sexualität, der auf dem Festland herrscht. Janne sieht das Grundstück auf der Insel als Gelegenheit, eine eigene Welt fern von diskriminierenden Geschlechterrollen zu schaffen. Maja kann dort die manchmal unerklärlichen Naturereignisse ergründen, was ihr die im Elternhaus erlernte enge Auslegung eines Theismus nicht erlaubte.

Das Epos überrascht vor allem durch seinen Fokus, der sich z. B. nicht auf Abenteuerfahrten auf den åländischen Wasserwegen konzentriert, sondern in seiner Beobachtung immer nahe an Maja und ihrem Leben auf der Insel bleibt. Durch Jannes ständige Abwesenheit auf Fangfahrten und sein Verschwinden, als britische Truppen auf der Insel ankommen, ist Maja die Beschützerin und Versorgerin ihrer Familie und des Landbesitzes. Sie hat die Verantwortung in Phasen der Krankheit, Hungersnot und Verluste. 

© Solar Films

So fokussiert sich Stormskärs Maja voll und ganz auf seine Hauptfigur und ihre Emotionen, zeichnet ihre Entwicklung von einer jungen Frau, die mit Unbehagen in das Unsichere aufbricht, hin zur Fürsprecherin der eigenen Selbstständigkeit. Dabei sind Geburten der Kinder, die neues Leben einläuten, und Kriege, die Leben bedrohen, genauso Motive des Erzählens dieser Charakterstudie wie auch das nie stillstehende Wasser oder der Wind, der Kälte wie Wärme mit sich bringt.

Im Genre des auffällig langen Historienfilms, dessen bekannte Vertreter irgendwo zwischen Cecil B. DeMille-Pomp, Gladiator und Verfilmungen von Sagen und Mythologie zu finden sind, ist Stormskärs Maja somit eine Besonderheit. Denn der Film greift keine Geschichten um Kriegshelden, aristokratische Herrscher*innen, religiöse Figuren und olympische Gött*innen auf, sondern zeigt die Epik des Lebens einer Bäuerin und Selbstversorgerin, deren eigentlich festgelegte gesellschaftliche Rolle von ihr durch ein mutiges Begegnen jedweder Lebensereignisse durchbrochen wird.

Kinostart: 3. April 2025

Sabrina Vetter
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