Diana – Eine Lovestory ist nicht genug

© Concorde

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Es gibt meiner Meinung nach viele Punkte, an denen eins ansetzen könnte, um das Leben von Diana, der „Königin der Herzen“, zu erzählen. Die gesamte Lebensgeschichte ist für einen Kinofilm selbstredend zu lang, so dass gewisse Schwerpunkte gesetzt werden müssten. Das könnte beispielsweise die schwierige Ehe mit Charles sein. Auch Dianas Verhältnis zu ihren Kindern, insbesondere im Zuge der Trennung vom Königshaus, könnte ausreichend Drama für eine Filmhandlung entwickeln. Eine ganz andere und ebenso interessante Möglichkeit wäre, ihr humanitäres Wirken unter die Lupe zu nehmen. Oder aber eins erzählt einfach nur eine Liebesgeschichte.

Drehbuchautor Stephen Jeffreys hat sich für Letzteres entschieden. Sein Bio-Pic Diana dreht sich ausschließlich um die Beziehung der britischen Prinzessin zu dem Herzchirurgen Hasnat Khan, um die Höhen und Tiefen dieser verbotenen Liebe und die uns allen bekannte noch tragischer endende Affäre mit Dodi Al-Fayed. Damit das trotzdem spannend bleibt, konstruiert Jeffreys in regelmäßigen Abständen Konflikte zwischen den Liebenden, die stets tränenreich verlaufen und mich trotzdem irgendwie kalt ließen.

Diana hat mich nicht berührt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich für die britische Königsfamilie noch nie sonderlich interessiert habe und dass ich für den Hype um die Prinzessin damals noch viel zu klein war. Vielleicht aber gelingt es Stephen Jeffreys und Regisseur Oliver Hirschbiegel auch tatsächlich nicht, die romantisierte Ikone in einen echten Menschen zu verwandeln, mit dem wir uns identifizieren können und mitfühlen wollen. Meiner Meinung nach liegt das an dem deutlich zu engen Fokus der Liebesgeschichte. Über die Person Diana erfahren wir kaum etwas. Nicht über ihre Lebensgeschichte, über ihre Ehe, über das Verhältnis zu ihren Kindern (die wir im Laufe des Films nur ein einziges Mal für gefühlte 2 Sekunden sehen!). Nicht über ihre Ziele im Leben, ihre Prioritäten. Nicht über ihre psychischen Abgründe. Alles, was wir über Diana erfahren, ist, dass sie in einen Herzchirurgen verliebt ist und darum kämpft, in ihrer durchaus schwierigen Situation eine neue Beziehung eingehen zu können. Und das ist – mit Verlaub – maximal der Stoff für einen kitschigen Fernsehfilm, aber ganz sicher kein großes Kino.

Naomi Watts gibt sich große Mühe, kann aber leider ihrerseits nur wenig dazu beitragen, dass die Ikone Diana vor unseren Augen wieder aufersteht. Zumindest ich habe in diesem Film durchgehend Watts und nicht ein einziges Mal Diana gesehen, außer vielleicht, wenn die Hauptfigur von hinten zu sehen ist. Naveen Andrews, der Hasnat Khan verkörpert, kann mit seiner Rolle nicht halb so viel Charisma ausstrahlen wie mit seiner Figur in der TV-Serie Lost. Ich vermute jedoch, dass es nicht den Hauptdarsteller_innen anzulasten ist, dass diese Liebesgeschichte keine rechte Leidenschaft entwickelt. Es sind wohl eher die überladenen und oft gestelzten Dialoge, die an lateinamerikanische Daily-Soaps erinnern, die der Inszenierung den Charme rauben.

Es gibt nicht viele Bio-Pics über weibliche Berühmtheiten und ich nehme es Oliver Hirschbiegel und Stephen Jeffreys wahrhaft übel, dass sie diese seltene Ausnahme so gänzlich in den Sand gesetzt haben. Es gelingt ihnen nicht, Diana als einen interessanten Menschen aus Fleisch und Blut darzustellen. Stattdessen verbleiben sie in der kitschigen Erhöhung einer Frau stecken, die schon zu Lebzeiten vor allem darunter gelitten hat, stets nur in ihrer Rolle als Prinzessin wahrgenommen zu werden. Doch Diana geht noch einen Schritt weiter und macht die Protagonistin noch kleiner: Sie ist nicht mal mehr eine Prinzessin in dieser Geschichte, sondern nur noch eine unglücklich verliebte Frau, wie wir sie schon zu Tausenden auf den Kinoleinwänden gesehen haben. Das ist nicht nur langweilig, sondern in Anbetracht der realen Hauptfigur auch vollkommen unangemessen. Ich finde, Diana hat mehr verdient als nur eine Liebesgeschichte, ebenso wie ihre männlichen Bio-Pic Kollegen. Oder habt ihr schon einmal eine filmische Biographie eines berühmten Mannes gesehen, die sich primär um seine unglückliche Liebesbeziehung drehte?

Mehr Komplexität und Authentizität hätte Diana auch zu einem deutlich interessanteren Film gemacht. So aber wird diese Geschichte vor allem BUNTE-Abonnent_innen, Diana-Anbeter_innen und vielleicht auch ein paar Fans von kitschigen Groschenromanen begeistern.

Kinostart: 9. Januar 2014

Sophie Charlotte Rieger
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