Picknick in Moria – Blue Red Deport

Picknick in Moria – Blue Red Deport von Lina Lužytė ist ein Dokumentarfilm über den afghanischen Filmemacher Talibshah Hosini und zugleich ein Making of seines im Lager Moria gedrehten Spielfilms Picnic.

Picknick in Moria © kinofreund eG 2023

Auf der Flucht vor den Taliban strandete Talibshah Hosini 2019/2020 mit seiner Frau Yasamin Hosini und seinen Töchtern Farima, Parisa und Marjan auf Lesbos. Die Zustände im Flüchtlingslager Moria sind menschenunwürdig. Die Unterkünfte sind überbelegt, es gibt kaum Zugang zu sanitären Anlagen oder medizinischer Versorgung, immer wieder kommt es zu Gewalttaten. Pro Asyl bezeichnete Moria als Albtraum, ein Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2018 stellt die besondere Notlage der Frauen und Mädchen in den griechischen Lagern dar. Als Illegalisierte können die Bewohner:innen des Lagers nicht auf Unterstützung durch die griechischen oder europäischen Behörden hoffen. Der Zugang für Journalist:innen ist stark beschränkt. Moria brannte 2020 komplett ab, die Lage von Flüchtenden an den europäischen Außengrenzen ist weiterhin katastrophal.

Picknick in Moria © kinofreund eG 2023

Mit Picnic wollen Hosini und die beteiligten Laienschauspieler:innen auf ihre Lebenssituation aufmerksam machen. Der Kurzfilm handelt von einer fünfköpfigen Familie auf der Flucht, die verzweifelt auf die Bewilligung ihres Asylantrags wartet. Filmemacherin Lina Lužytė begleitet die Dreharbeiten sowie den Alltag im Flüchtlingslager Moria vom Drehbeginn bis zur Premierenfeier und arbeitet dabei die Parallelen heraus. Nicht immer ist das Filmgeschehen klar abzugrenzen von den dokumentarischen Aufnahmen Lužytės.

Picknick in Moria © kinofreund eG 2023

Picknick in Moria – Blue Red Deport handelt von Kunst als (politischer) Ausdrucksform. Sein Filmschaffen ist einer der Gründe, warum die Taliban Hosini und seine Familie bedrohen, und es bleibt auf der Flucht sein Mittel, sich Gehör zu verschaffen. Er selbst und die Mitwirkenden seines Films vertrauen auf die Macht des Kinos und erleben selbst Ermächtigung, indem sie ihre Herzen öffnen und die Welt an ihren Geschichten teilhaben lassen.

Kinostart: 8. Juni 2023

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