HRFFB 2023: Bread and Roses

Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 verschlechterte sich die Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan dramatisch. Nach und nach entzogen ihnen die Islamisten das Recht auf Bildung, Arbeit und die Teilhabe am öffentlichen Leben. Zahra Mohammadi erlebt die Machtübernahme als Albtraum. Ein Bild, das die afghanische Filmemacherin Sahra Mani aufgreift. Aufnahmen des lebendigen, bunten Treibens in Kabul verlieren plötzlich an Sättigung, geraten ins Stocken und laufen schließlich rückwärts. Mit dieser poetischen und zugleich nachdrücklichen Warnung, dass Frauen- und Menschenrechte keinesfalls sicher vor einem Backlash sind, beginnt der Dokumentarfilm Bread and Roses.

Bread and Roses © Human Rights Filmfestival Berlin 2023

___STEADY_PAYWALL___Eindrucksvoll  zeigt Bread and Roses, wie die Herrschaft der Taliban das Leben von Frauen in Kabul erschüttert und bedroht. Sie waren als Lehrerinnen, Autorinnen, Aktivistinnen, Unternehmerinnen oder Ärztinnen tätig. Sharifa Movahidzadeh war Regierungsangestellte und weinte, als sie die Flagge der Republik in ihrem Büro abnehmen musste. Taranom Seyedi ist auf der Flucht vor den Taliban, die sie aufgrund ihres Engagements für Frauenrechte und Demokratie verfolgen. Zahra Mohammadi praktiziert nur noch versteckt als Zahnärztin. Ihre Praxisräume stellt sie außerdem für aktivistische Treffen zur Verfügung.

Die Parole “Brot und Rosen” steht für eine Tradition von feministischen Kämpfen um ökonomische Sicherheit und ein gutes Leben. Sahra Mani rückt mit Bread and Roses den Widerstand der Frauen in Kabul in den Mittelpunkt und trägt dazu bei, ihre Forderungen nach Arbeit, Brot, Bildung und Freiheit zu verbreiten. Die Protagonistinnen dokumentieren ihren Alltag und ihren Aktivismus mit Handyvideos, die unvermittelte Eindrücke ihrer Lebensrealität vermitteln. Sie zeigen die Einschränkungen und die Gewalt gegen Frauen. Sie thematisieren, wie es sich anfühlt, in den eigenen vier Wänden eingesperrt oder auf der Flucht isoliert von Freund*innen und Familie zu sein. Sie drücken eine starke Sehnsucht nach Normalität aus. Und sie demonstrieren Entschlossenheit, für ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen und sich von den massiven Bedrohungen nicht unterkriegen zu lassen.

Obwohl sich die Lage in Afghanistan weiterhin verschärft und Zahra Mohammadi sowie weitere Aktivist*innen das Land verlassen mussten, leisten Frauen und Mädchen vor Ort weiterhin Widerstand, indem sie heimlich unterrichten oder gegen weitere Einschränkungen – wie zuletzt die Schließung der Schönheitssalons als letztem Rückzugsraum für Frauen – protestieren. Bread and Roses erinnert daran, sie nicht zu vergessen.

Das Human Rights Filmfestival Berlin zeigt Bread and Roses vom 12. – 31. Oktober 2023 im Stream und im Kino. Bei den Vorführungen im City Kino Wedding am 20. und 22. Oktober 2023 ist Sahra Mani für ein Filmgespräch anwesend.

 

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