Dokumentale’24: Sisterqueens – Kurzkritik
Für ihren Dokumentarfilm Sisterqueens begleitet Regisseurin Clara Stella Hüneke über vier Jahre die Jugendlichen Jamila (9), Rachel (11) und Faseeha (12) von dem Rap-Projekt „Sisterqueens“ in Berlin. Die vom Künstler*innen-Projekt Peira organisierte Plattform für Mädchen setzt sich für Stärkung von Selbstbewusstsein und Ungerechtigkeitsempfinden ein. Gemeinsam schreiben die Teilnehmenden Songtexte, sprechen sich in ihren Liedern gegen Diskriminierung aus und fordern Gleichberechtigung. Sie rappen über Rassismus und Geschlechterklischees, positionieren sich feministisch und selbstbewusst. ___STEADY_PAYWALL___
Hüneke und ihr Team beobachten die Sisterqueens des Mädchenzentrums MÄDEA in Wedding beim gemeinsamen Texten, bei Studioaufnahmen, Proben und Auftritten auf der Bühne vor Publikum. Unterstützung bekommen sie im Zuge des Projekts von Rapper*innen wie Sister Fa. Sie teilt neben professionellem Rat zur Musikgestaltung sowohl Erfahrungen als Musikerin in einem über lange Zeit von Männern bestimmten Genre als auch mit Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft.
Neben einem Fokus auf Musik ist Hüneke auch an den privaten Räumen von Jamila, Rachel und Faseeha interessiert. Die Kamera von Paola Calvo fängt die Mädchen im Alltag mit ihren Familien zu Hause und unterwegs oder bei Demobesuchen und Gesprächen mit Freund*innen über Sorgen, Sehnsüchte und Zukunftsängste ein. In Interviews mit der Regisseurin geben Jamila, Rachel und Faseeha zusätzlich Einblicke in ihre Gedanken, sprechen über ihre Interessen, die sie in das Rap-Projekt einfließen lassen, erzählen, dass sie später gerne Wissenschaftlerin, Ärztin oder Schauspielerin werden möchten.
Das Projekt „Sisterqueens“ bietet Teilnehmenden Möglichkeiten für Austausch und Kreativität, durch die die Mädchen auch in stressigen Situationen aufgefangen werden. Sie sind eine Einheit, eine Sisterhood, wie sie sich selbst bezeichnen. Hier können sie sich durch Songs ausdrücken und besonders wichtige Anliegen wie das Recht auf Bildung und faire Bezahlung auf die Bühne bringen.
Wie wichtig diese Einheit für die einzelnen Mädchen ist, zeigt Sisterqueens. Das Rap-Projekt bringt ihnen Spaß, hier können sie reflektieren, hier finden sie eine Plattform für feministisch-politischen Diskurs, der ihnen an vielen anderen Stellen verwehrt wird. So beobachtet Sisterqueens Stationen einer Reise des Selbstbewusstseins, an denen die Mädchen eigenständig ihre Gedanken und Wünsche formulieren und auch gehört werden.
Sisterqueens war der Eröffnungsfilm der Dokumentale’24.
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