FFHH 2025: Der Vorabblick ins Programm
Bevor vom 25. September bis 4.Oktober das Filmfest Hamburg läuft, haben wir das Programm gescannt und euch einige sehenswerte, feministische Perlen rausgepickt.
Insgesamt verspricht das Programm mit vielen preisgekrönten Filmemacher*innen und Filmen unter weiblicher Regie positive Überraschungen ins Hamburger Kino zu bringen.
Preisträger des Douglas Sirk Preis sind dieses Jahr die Belgier Jean-Luc und Pierre Dardenne, deren Film Jeunes mères – Junge Mütter in der Kategorie „frankophones Kino“ läuft. Wir begleiten fünf junge Frauen, die in einem Heim für alleinerziehende Mütter leben und gegen äußere Widerstände und gesellschaftliche Stigmata kämpfen. Wir hoffen auf ein einfühlsames Sozialdrama, das es schafft, uns den sozialen Zusammenhang der jungen Mütter näherzubringen.
Filmmakers in Focus sind Kleber Mendonça Filho und Julia Ducournau. Julia Ducournau kennen wir von ihren radikalen Langfilmen Raw (2016) und Titane (2021, unsere Kritik findet ihr hier). Ihr neuer Film Alpha hat in Cannes Premiere gefeiert und fällt erneut durch schockierende, grenzüberschreitende Bilder auf. Wir erwarten starkes, queer-feministisches Genre-Kino, das Geschlecht, Gender und Gesellschaft in Frage stellt.

Alpha von Julia Ducournau © MANDARIN & COMPAGNIE KALLOUCHE CINEMA FRAKAS PRODUCTIONS FRANCE 3 CINEMA
Darüber hinaus freuen wir uns vor allem auf folgende Filme:
Second Victims (Zinnini Elkington), in dem wir eine Neurologin durch eine unterbesetzte Station im überlasteten Gesundheitssystem begleiten und mit Fragen der Schuld und Verantwortlichkeit medizinischen Personals konfrontiert sind.

No Mercy von Isa Willinger © TondowskiFilms _ FlairFilm
No Mercy von Isa Willinger, der Machtverhältnisse im Film untersucht und fragt: „Ist der weibliche Blick im Kino schonungsloser?“. In Gesprächen mit Regisseurinnen wie Ana Lily Amirpour, Catherine Breillat, Virginie Despentes, Alice Diop, Monika Treut, Julia Ducournau und Céline Sciamma wird Film als Projektionsfläche gesellschaftlicher Themen betrachtet.
Put your Soul on your Hand and Walk (Sepideh Farsi), ein Dokumentarfilm, in dem in Gesprächen zwischen Regisseurin Sepideh Farsi und der palästinensischen Foto-Journalistin Fatem Hassona ein tiefgehendes Porträt der Lage in Gaza entsteht.
Die jüngste Tochter (Hafsia Herzi), in dem die 17-Jährige Fatima hin- und hergerissen ist zwischen ihrem muslimischen Glauben und ihrer Homosexualität und für den die Laiendarstellerin Nadia Melliti in Cannes den Preis als beste Darstellerin erhielt.
Shape of Momo (Tribeny Rai), ein intimes Drama um schwelende Konflikte im Widerstand gegen die patriarchale Ordnung, in dem sich die Protagonistin Bishnu in ihrem Heimatdorf im Himalaya zwischen Tradition und Unabhängigkeit entscheiden muss.
Oxygen von Netalie Braun, der die Geschichte von Anat erzählt, deren Sohn nach dem Ausbruch eines Kriegs in Israel nicht von der Armee nach Hause kehren kann. Der Film entwirft ein differenziertes Bild von Mutterschaft innerhalb der israelischen Gesellschaft.

Agatha’s Almanac von Amelie Atkins © Lightdox
Agatha’s Almanac (Amelie Atkins), ein Dokumentarfilm, der über einen Zeitraum von sechs Jahren mit einem rein weiblichen Team realisiert wurde und das Porträt einer legendären Tante mit unerschütterlicher Leidenschaft für das Gärtnern zeigt.
Lonig & Havendel, Ein deutsch-vietnamesischer Heimatfilm aus dem Erzgebirge zwischen DEFA und Mystery, mit dem die Regisseurin Claudia Tuyét Scheffel ihren Abschluss an der Hochschule für bildende Künste Hamburg feiert.
Das Filmfest Hamburg findet vom 25. September bis 4. Oktober in ausgewählten Kinos in Hamburg statt. Das komplette Programm findet ihr hier.

© Foto: privat
Über die Gastlöw*in:
Lea Lünenborg hat Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig und Bremen studiert und arbeitet aktuell in Berlin in der Filmproduktion und der Organisation von Filmfestivals. Sie interessiert sich vor allem für historischen Film und gesellschaftskritischen Film.




