Republic of Silence

Mit ihrem Dokumentarfilm Republic of Silence nimmt Diana El Jeiroudi das Publikum mit auf eine intensive Gedankenreise, in der sie ihre eigene Lebensgeschichte reflektiert. Beginnend mit Erinnerungen aus ihrem siebten Lebensjahr, in dem sie ihre erste Kamera erhielt, bis in die Gegenwart setzt El Jeiroudi Archivmaterial und aktuelle Aufnahmen zu einem dreistündigen Filmessay zusammen. Die Filmemacherin folgt dabei keiner zeitlichen Chronologie, sondern einem assoziativen Bewusstseinsstrom, der sie immer wieder zu den politischen Entwicklungen in Syrien führt.

© Salzgeber

Diana El Jeiroudis Leben ist geprägt von Diktatur, Repression und der Stille, auf die sie sich im Filmtitel bezieht. Republic of Silence zeigt die verordnete Stille durch Zensur, das Stillhalten zum Schutz der eigenen Sicherheit und die Sprachlosigkeit angesichts traumatischer Erfahrungen und der eigenen Ohnmacht. Es geht aber auch um das Schweigen politischer Verantwortungsträger:innen zu den Verhältnissen in Syrien.Mit ihrer filmischen Bearbeitung kämpft El Jeiroudi gegen die Stille, indem sie ihre Empfindungen in Bilder und Worte fasst. Sie beschreibt ihre Herangehensweise selbst als Kontemplation, ein konzentriertes Betrachten. Sie beobachtet ihre Umwelt und wird als Filmemacherin zugleich Protagonistin ihres Films. Durch freundschaftliche, familiäre und partner:innenschaftliche Beziehungen ist sie mit den weiteren Protagonist:innen Orwa Nyrabia, Guevara Namer und Rami Abou Jamra eng verbunden.

Ein innerer Monolog aus Tagebucheinträgen der Filmemacherin führt durch den Film und ergänzt die visuellen Eindrücke. Über schriftliche Einblendungen gewährt sie dem Publikum Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle. Informationen über politische Entwicklungen gibt El Jeiroudi beiläufig z.B. in Form aufgeschnappter Beiträge aus dem Autoradio wieder. Sie vermittelt gerade so viel Wissen, dass das Publikum sich in ihrer Gedankenwelt orientieren kann. Dieser Verzicht auf Erklärungen ermöglicht dem Publikum eine eigene Auseinandersetzung.

Republic of Silence

© Salzgeber

Inzwischen lebt El Jeiroudi mit ihrem Ehemann Orwa Nyrabia in Berlin. Das Paar verbindet Filmemachen und politischen Aktivismus. So arbeiten sie beispielsweise mit dem Projekt DOX BOX daran, Dokumentarfilme aus dem afrikanisch-arabischen Raum zu fördern und Filmemacher:innen zusammen zu bringen. Im Grußwort eines syrischen Filmemachers, das Jeiroudis Ehemann Orwa Nyrabia beim International Documentary Film Festival Amsterdam – IDFA vorträgt, heißt es (sinngemäß): Der syrische Dokumentarfilm sei ein Einblick in einer andere Welt und ein Hilferuf. Er appelliert an das Publikum: “Versetzen sie sich in unsere Lage”.

Republic of Silence ermöglicht genau das. In drei Stunden Filmerlebnis findet eine Annäherung an die Sichtweise und Gedankenwelt der Filmemacherin statt, die zu einem Perspektivwechsel einlädt.

Kinostart: 11.08.

Lea Gronenberg
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