Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache – Kurzkritik

Barbara Morgenstern komponiert, singt und produziert seit den 1990ern eigene Musikstücke, war bei Projekten wie September Collective und Rimini Protokoll dabei. Sabine Herpichs Dokumentarfilm Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache verfolgt die Pionierin des deutschsprachigen Elektro-Pops bei der Arbeit an ihrem neuen Album. Die von der Regisseurin gesammelten Eindrücke entwerfen ein Gesamtbild der verschiedenen Stationen – von der Entwicklung anfänglicher Ideen bis hin zu Studioaufnahmen – auf dem Weg zum fertigen Musik-Release. 

© Sabina Herpich

Der Dokumentarfilm beginnt in den privaten Räumen Morgensterns, wo die Musikerin zunächst solo an ersten Harmonien- und Textversatzstücken arbeitet. Von diesem im Setting wie auch in der Personenzahl kleinen Rahmen wird der Raum zur Erstellung der fertigen Musikstücke im Laufe des Films nach und nach größer: Budget-Besprechungen per Zoom mit dem Team, Chor-Gesangsproben, Testaufnahmen mit Musiker*innen im Studio. Von alleine hin zum gemeinsamen Arbeiten, vom vertrauten Wohnzimmer zum großen Proberaum. Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache zeigt gleichzeitig auch, dass beim Gesamtkonzept „Album“ nicht nur die Erstellung von Musikstücken alleine eine Rolle spielt, sondern auch PR, darunter Interviews, Fotoshootings und Live-Auftritte. ___STEADY_PAYWALL___

Seine Eindrücklichkeit verdankt der Dokumentarfilm vor allem der Person im Mittelpunkt: Barbara Morgenstern arbeitet geduldig und unaufgeregt, ihre jahrelange Erfahrung im Musikgeschäft zeigt sich in der Selbstverständlichkeit vieler Abläufe, ihr gesammeltes Musik- und Komponistinnenwissen trägt sie gekonnt in ihrer Arbeit zusammen.

Um diese Fachkunde und dieses Können einzufangen, wählt Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache einen ruhigen, beobachtenden Blick. Zuschauer*innen erleben konzentriertes Arbeiten mit Computerprogrammen und emotionale Momente, wenn Morgenstern in ihren privaten Archiven blättert. Die Bedeutung von Musik und Texten, die die Musikerin berühren und glücklich machen, tritt in diesen beispielhaften Szenen besonders hervor.

© Sabina Herpich

Herpich selbst taucht in der Doku als Figur hinter der Kamera auf. „Ich habe das intuitive Gefühl, dir zu erklären, was ich mache“, sagt Morgenstern einmal zu ihr, als sie mitten beim Musizieren ihre Arbeitsschritte beschreibt. Eine Dynamik der Vertrautheit zwischen Regisseurin und Musikerin, die sich ebenfalls spiegelt, wenn Herpich nach den Funktionen von Morgensterns Schnittprogramm fragt, weil ihr selbst das Fachwissen fehlt. 

Für Zuschauer*innen entfaltet sich aus dieser Zusammenarbeit ein Film mit einem geduldigen Fokus auf eine kunstfertige Persönlichkeit und ihre gefühlvoll-routinierte und geübte Arbeit, über die nicht nur die Regisseurin mehr erfahren möchte. In knapp mehr als 100 Minuten Laufzeit wird dieses Erlebnis der Wertschätzung auch dem Publikum möglich gemacht.

Kinostart: 15. Mai

Sabrina Vetter
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