10 Jahre FILMLÖWIN – und (k)eine Party
Zehn Jahre FILMLÖWIN – wer hätte das gedacht, als ich Mitte 2014 diese fixe Idee hatte, einen feministischen Filmblog zu betreiben. Rückblickend bin ich zu allererst wahnsinnig stolz uns – auf mein Team, das Löw*innenrudel, mit dem ich seit 2019 als Kollektiv zusammenarbeite und das FILMLÖWIN in den letzten Jahren am Leben gehalten hat. Auf mich als Gründerin natürlich auch. Vor allem aber auf die Personen, die für mich die Redaktionsleitung übernommen haben, als ich notgedrungen zurücktreten musste: Hanna del Mestre, Sophie Brakemeier, Jana Gebhard und jetzt Sabrina Vetter. Dank euch gibt es uns noch!
Und doch ist mir nach Jubeln nicht so richtig zumute. Inflation und Veränderungen im Leben des Teams lassen mich pessimistisch aufs neue Jahr blicken. Zehn Jahre nach unserer Gründung wissen wir trotz aller Erfolge nicht mehr, wie es weitergehen kann.
Ein kleiner Blick in die Geschichte

an.schläge 1/2015
Im Dezember 2014 ging FILMLÖWIN online und traf einen Nerv. Direkt am nächsten Tag war ich live im Radio. Die Info über die Gründung des Magazins tauchte in verschiedenen feministischen Medien auf und es erreichten mich immer mehr Anfragen für Vorträge und Panels.
Mit FILMLÖWIN wollte ich einerseits einen Beitrag zur in dieser Zeit wieder auflebenden Bewegung der Filmfrauen leisten – gerade hatte sich z.B. Pro Quote Regie (jetzt Pro Quote Film) gegründet – und mir gleichzeitig eine Plattform schaffen, um jene feministischen Texte über Film zu veröffentlichen, die andere Medien ablehnten. Aber ich schrieb nicht nur Artikel, sondern begann auch bald, einen Newsletter zu verschicken und sogar einen Veranstaltungskalender zu bestücken. Meine Vision: Menschen müssen mehr Filme von FLINTA sehen!

© privat
In den ersten Jahren gelang es mir also mit Querfinanzierung durch Erwerbsarbeit und mit Hilfe eines Stipendiums, FILMLÖWIN als respektiertes Medium für Filmkritik und als feministische Stimme zu etablieren. Doch mit der Bekanntheit des Magazins wuchs auch der Druck und ich entschied, dass ich FILMLÖWIN ohne Umsatz nicht dauerhaft würde stemmen können. Es widerstrebte mir zutiefst, Menschen für FILMLÖWIN zu engagieren, die ich nicht bezahlen konnte, aber ich wusste auch, dass ich alleine sehr bald ausbrennen würde. Also entschied ich mich für die Suche nach ehrenamtlichen Mitstreiter*innen.
So bildete sich Anfang 2019 das sogenannte „Rudel“. Manche Löw*innen zogen irgendwann weiter, andere blieben. Sabrina Vetter ist seit dem Anfang des Rudels dabei, betreut seither unsere Social-Media-Kanäle und Kooperationen und leitet aktuell in Vertretung sogar die Redaktion. Auch unsere Autor*innen Lea Gronenberg und Sophie Brakemeier sind Rudellöwinnen der ersten Stunde. Charlie Hain, Bianca Jasmina Rauch und Theresa Rodewald stießen später hinzu.

© Marie Bauer
2020 hießen wir Jana Gebhard willkommen, mit der ich die Filmreihe FILMLÖWINkino initiierte. Der bislang sicher größte Erfolg des Projekts FILMLÖWIN war nicht nur die Realisierung meines über Jahre gehegten Traums von einer diskursiven feministischen Filmreihe, sondern sollte mittels des erhofften Presseechos auch FILMLÖWIN bekannter machen, die Leser*innenschaft vergrößern und damit natürlich auch die Anzahl der finanziellen Unterstützer:innen. Doch die Pandemie machte uns einen Strich durch die Rechnung: Einen Teil der Veranstaltungen mussten wir online abhalten und die Presse hatte zu der Zeit andere Themen.
Ende des Jahres verabschiedete ich mich dann in die Elternzeit aka „Kätzchenpause“. Zunächst sollte diese nur ein paar Monate dauern, doch unerwartete Veränderungen in meinem Privatleben erschwerten meine Rückkehr: Als nun alleinerziehende Mutter konnte ich keine Zeit in unbezahlte Arbeit investieren. Die Leitung der Redaktion wechselte ein paar Mal, bis sie von Jana Gebhard übernommen wurde, die als meine Mitgesellschafterin ohnehin hinter den Kulissen schon lange eine entscheidende Rolle, auch bei der Projektleitung von FILMLÖWINkino, gespielt hatte und damit die perfekte Besetzung für den Job war.
Ganz verabschieden konnte ich mich von meinem Baby FILMLÖWIN jedoch nie, versuchte stets, am Ball zu bleiben, ein paar Artikel zu veröffentlichen und uns bei einigen wenigen Festivals zu vertreten. Immerhin konnten wir uns als Verantwortungsträger*innen von den Einnahmen über Steady stets eine kleine Aufwandsentschädigung auszahlen. Doch seit der Pandemie nimmt die Zahl unserer Abonnent*innen kontinuierlich ab, parallel sorgt die Inflation für steigende Lebenshaltungskosten. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass von unseren knappen Einnahmen auch Ausgaben für z.B. Hosting wie auch verschiedene Programme abgehen, ist der Aufwand die verbleibende Entschädigung nicht mehr wert.

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Ein kleiner Blick hinter die Kulissen
Der Großteil des FILMLÖWIN Rudels arbeitet ehrenamtlich und daher nach eigenem Ermessen. Es gibt keine Verpflichtung, Artikel zu verfassen oder sich anderweitig zu beteiligen. Damit das Magazin dennoch eine Leser*innenschaft aufrechterhalten, auf Social Media und bei Veranstaltungen präsent oder auch regelmäßig einen Newsletter verschicken kann, muss es Menschen geben, die sich durchgehend verantwortlich fühlen und diese Aufgaben verlässlich und kontinuierlich übernehmen. Das ist ein Job.
Viele unserer Follower*innen – das spiegelt sich in den Kommentaren auf Social Media – ist gar nicht klar, dass hinter den Kulissen von FILMLÖWIN ein ganzes Team unbezahlt arbeitet. Insbesondere die Verantwortungsträger*innen opfern hier Zeit, die faktisch Geld bedeutet, denn während wir uns für das Magazin engagieren, können wir logischerweise keiner Lohnarbeit nachgehen.

© Julia Steinigeweg
Ich möchte mal ganz transparent sein: Als alleinerziehende Mutter in einem kapitalistischen Patriarchat bin ich von Armut bedroht, die Altersarmut ist mir quasi sicher. Mich trotzdem weiterhin für FILMLÖWIN zu engagieren kommt einem Verrat an meinem Kind gleich, dem ich einen angenehmen Lebensstandard bieten möchte. Mein größter Wunsch ist, dass sich meine beiden Babys – FILMLÖWIN und das „Kätzchen“ – vereinbaren lassen. Doch die Realität sieht aktuell leider anders aus. Ehrenamtliches Engagement ist ein Privileg, das ich nicht mehr besitze.
Mit den aktuellen Einnahmen über Steady und Kooperationen können wir den Status Quo nicht aufrechterhalten. Und dieser ist ja bereits eine reduzierte Version unseres vorherigen Engagements: Wir decken deutlich weniger Kinostarts ab als vor der Pandemie, insbesondere im Bereich des Mainstreamkinos. Der Newsletter erscheint statt ursprünglich wöchentlich inzwischen monatlich und unser Podcast mit Rebecca Görmann und Lara Keilbart liegt bis auf Weiteres auf Eis. Tatsächlich haben uns in den letzten Jahren immer wieder Bitten erreicht, wieder mehr aktuelle Kinostarts zu besprechen, denen wir aus Kapazitätsgründen schweren Herzens nicht entsprechen konnten.
Dazu kommen zahlreiche technische Baustellen an der Webseite, denen wir uns aus Kostengründen nicht annehmen können, weil es keinerlei Budget für einen bezahlten technischen Support gibt. Ich habe große Angst, dass die Webseite darunter eines Tages zusammenbricht und wir keine Möglichkeit haben, sie wiederherzustellen.

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Wie kann es weitergehen? – Und jetzt kommst Du!
Ohne ein Mehr an Einnahmen – aus welcher Quelle auch immer – müssen wir unser Angebot entweder weiter reduzieren oder monetarisieren. Oder aufhören. Letzteres will keine von uns, aber wir sind uns doch einig, dass unsere Verantwortungsträger*innen sich nicht weiter ausbeuten und aufopfern dürfen. Deshalb geben wir die Hoffnung nicht auf, dass wir Menschen dafür gewinnen können, uns zu unterstützen.
Bei Steady bieten wir Monatsabos ab 2,50 Euro an. Selbst wenn nur ein Viertel unserer monatlichen Leser:innen oder Social Media Follower:innen solche Abos abschließen würde, könnten wir eine Redaktionsleitung ausreichend honorieren, um das Fortbestehen von FILMLÖWIN zu sichern. Bei größeren Abos verschenken wir Streaming-Gutscheine für LaCinetek oder bieten Werbeplätze auf unserer Webseite an.
A propos Werbung: Sehr gerne bewerben wir feministische Veranstaltungen, Organisationen und Filme in unserer Sidebar, auf der Startseite, in unserem Newsletter oder auf Social Media. Und natürlich freuen wir uns auch, wenn ihr Werbung für uns macht – auf euren Social-Media-Kanälen, in eurem eigenen Magazin, in eurem Bekanntenkreis, oder oder oder…

© Marie Bauer
Wir freuen uns auch, wenn ihr uns für Panels, Vorträge, Workshops, Podcasts und dergleichen engagiert, damit wir unsere Arbeit an FILMLÖWIN auf diese Weise querfinanzieren können. Infos dazu findet ihr hier oder meine persönlichen Angebote auf meiner Webseite.
Und natürlich freuen wir uns in nahezu allen Bereichen über ehrenamtliche Unterstützung. Wir freuen uns über neue Autor*innen und Menschen, die uns ehrenamtlich bei technischen Problemen unterstützen oder bei rechtlichen Fragen beraten, die Bilder- und Videocontent für unsere Social-Media-Kanäle produzieren oder Fundraising betreiben.
Aber ganz ehrlich: Am meisten hilft Geld. Isso. Geld zahlt das Hosting, Geld zahlt unsere Miete und unser Essen, unsere Kleidung und die unserer Kinder. Und all das muss gewährleistet sein, damit wir an unseren Computern sitzen und für euch FILMLÖWIN machen können.
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