Auf geht’s zur Berlin Feminist Film Week

Es ist so weit: Die zweite Berlin Feminist Film Week öffnet ihre Tore und lädt zu spannenden Filmscreenings und Themenabenden ein. Vom 6. bis zum 13. März 2015 gibt es jeden Abend mindestens einen, meist aber mehrere emanzipatorisch wertvolle Filme zu sehen, oft in Verbindung mit einer spannenden Diskussion.

casablanca calling

© Red Bird Productions

Drei Abende möchte ich euch besonders empfehlen. Unter dem Titel „The silent revolution: Women in Islam“ zeigt das Festival am Dienstag, den 10. März 2015, den Dokumentarfilm Casablanca Calling über die marokkanischen „Morchidats“. Dabei handelt es sich um geistige Führerinnen des Islams, die als weibliche Imame Frauen- und Mädchengruppe betreuen, über das Frauenbild des Korans predigen und die Zuhörerinnen in ihren Rechten bestärken. Regisseurin Rosa Rogers begleitet verschiedene „Morchidats“ bei ihrer Arbeit in unterschiedlichen Kontexten: in der Stadt, auf dem Land, mit jungen Mädchen oder Müttern und älteren Frauen. Und alles was dieses Publikum von den „Morchidats“ lernt, erweitert automatisch auch unseren Horizont. Im Anschluss an die Filmvorführung hält die Kunsthistorikerin Wendy Shaw einen kleinen Vortrag über Frauen im Islam.

© Alamode

© Alamode

Der Mittwoch, 11. März 2015, widmet sich mit dem Film Difret/Das Mädchen Hirut dem Thema Zwangsheirat. Die wahre Geschichte eines äthiopischen Mädchens, das ihren Entführer und Vergewaltiger in Notwehr erschießt und dafür hingerichtet werden soll, führt uns die Macht des Patriarchats mit besonderer Intensität vor Augen. Es ist erschreckend, wie wenig das Leben einer Frau mancherorts wert ist, wie wenig ihre körperliche Integrität, ihre Rechte, ihre Bedürfnisse in manchen Gesellschaften geachtet werden. Doch Difret ist kein Betroffenheitskino, sondern wie auch Casablanaca Calling eigentlich ein Aufruf zur Tat, denn der Film von Debutregisseur Zeresenay Mehari erzählt auch davon, wie wichtig es ist, für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten. Nach dem Film ist das Publikum dazu eingeladen, sich mit einem Experten der Menschenrechtsorganisation Terre Des Hommes über den Kampf gegen Zwangsheirat zu unterhalten.

© Capelight

© Capelight

Am Donnerstag, den 12. März 2015, wird es mit The Babadook richtig gruselig. Der Abend, an dem auch verschiedene Kurzfilme gezeigt werden, wirft einen unkonventionellen Blick auf alleinerziehende Mütter, ihre Probleme und Nöte, aber auch ihre Stärken. Jennifer Kents Horrorfilm The Babadook beispielsweise findet für die unterdrückten Aggressionen einer überforderten Mutter mit dem klassischen Monster aus dem Schrank ein starkes und ziemlich furchteinflößendes Bild. Mit einem perfekt durchkomponierten Sound- und Set-Design grandios inszeniert, zeigt Kent, wie wichtig die weibliche Stimme gerade im Genre-Film ist, weil sie uns völlig neue Perspektiven ermöglicht. Ich warne jedoch alle schreckhaften Filmfreund_innen (zu denen ich auch mich zähle) ausdrücklich: The Babadook ist nichts für schwache Nerven. Aber einer der cleversten Filme, die ich seit langem gesehen habe!

Mich persönlich interessiert vor allem der Montag Abend (9. März 2015), der den Themen Schönheit und Körper gewidmet ist. Zu den Kurzfilmen, die bei dieser Veranstaltung präsentiert werden, gehört auch der neue Film von Ninja Thyberg, die ich einst zu ihrem Vorgängerfilm Pleasure interviewt hatte. Auf ihr neuestes Werk Hot Chicks bin ich sehr gespannt!

Tickets für die Berlin Feminist Film Week könnt ihr entweder online kaufen oder an der jeweiligen Abendkasse. Es lohnt sich ganz bestimmt! Und für alle Nicht-Berliner_innen: Seid nicht nicht traurig: Immerhin drei Filme aus dem Festivalprogramm (Difret, The Babadook, Something Must Break) haben bald einen deutschlandweiten Kinostart.

Sophie Charlotte Rieger
Letzte Artikel von Sophie Charlotte Rieger (Alle anzeigen)